„Ich muss doch verstehen, um spielen zu können“, sagte Judith, 11 Jahre und hochbegabte Geigerin. Spielen wollte sie die Filmmusik von Stephen Spielbergs weltberühmten Film „Schindlers Liste“, verstehen wollte sie nichts weniger als den Holocaust dafür. „ Ich muss jemanden in die Augen schauen, der „das Schlimme“ erlebt hat, befand Judith nach den ersten Kinder- und Jugendbüchern zum Thema.
Nun, das Leben erlaubte, das Judith genau das konnte: sie konnte einen Holocaustüberlebenden treffen. Und auch noch einen, der als Kind auf Schindlers Liste stand. So gerettet wurde, aber seine ganze Familie verlor: Jerzy Gross. Jerzy Gross war zu Gast in meiner Sendung Menschen , im Anschluss konnte ich Judith mit ihm bekannt machen.
Judith hat Jerzy Gross ihre Fragen gestellt. Was zu einer Sondersendung zum 75. Jahrestag der Reichsprogromnacht führte. Auf die der Filmemacher Martin Buchholz aufmerksam wurde. Zusammen reisten wir nach Polen, drehten einen Film für die ARD und Arte, in dem Jerzy Gross Judith seine Geschichte an den Originalschauplätzen des Terrors erzählte.
Eine Lektorin sah den Film, wollte ein Jugendbuch zum Thema. In einer Bühnenfassung, einer multimedialen Konzertlesung zu diesem Buch hat Jerzy Gross vor mehr als 12.000 Schülern und Erwachsenen erzählt. Als er im Juli 2014 starb, habe ich ihm versprochen, weiterzuerzählen.
Und das tue ich. Gerne. Gerne auch in Ihrer Schule, Buchhandlung oder wo auch immer.
Seit November 2015 gibt es dazu noch mehr Möglichkeiten: eine bronzene Gedenktafel erzählt real vor Ort, eine Webseite virtuell im Netz seine Geschichte weiter.