„Man schaut nicht zu, wie Menschen ertrinken.“
Schulleiter Andreas Kaiser hatte die Idee, Seenotrettung damals und heute zu verbinden und lud Charlotte Weiss, Chirurgin im Hauptberuf und ehrenamtlich seit 2018 für den Verein „Sea Eye, Seenotrettung im Mittelmeer“ engagiert und Christel Neudeck, Mitgründerin des Notärzte-Komitees Cap Anamur ein.
Die Jahrgänge 10, 11 und 12 hatten sich wochenlang vorbereitet und jede Menge Fragen mitgebracht. Wissen wollten die Schüler:innen, ob Seenotrettung für die Retter gefährlich sei, wohin die Geretteten kämen oder ob die Ideen von Rupert Neudeck heute noch umsetzbar seien. Der Religionskurs aus der 11 begann mit einer Kunstaktion, trug reale und fiktive Geschichten von jungen Menschen vor, die übers Mittelmeer fliehen. Am Ende wollten die Schüler:innen wissen, welche Wünsche die Seenotretter an die Politik haben – und ob helfen eine moralische Verpflichtung sei. Charlotte Weiss und Christel Neudeck antworteten schlicht mit: „Ja“. Erklärten dann aber, wie wichtig es sei, Menschen nicht nur zu retten, sondern ihnen anschließend auch zu helfen, ihr Leben in der Fremde selbst in die Hand zu nehmen.
Auf der Bühne erinnerten 315 Boote aber auch an die 31 507 Menschen, die seit 2015 im Mittelmeer ertrunken sind. „Genaue Zahlen sind wichtig“, erläuterte Christel Neudeck, denn jeder einzelne Mensch zähle. „Wissen ist Verantwortung“, sagte Schulleiter Andreas Kaiser zu Beginn. Am Ende konnte sich jede und jeder ein Papierboot mitnehmen und so 100 anonymen Toten eine letzte Ehre erweisen.